Das Problem, das ich hier von der Kultur der deutschen Aufklarung zu erklaren versuchen will, ist die soziologische Zurechnung der zwei Stromungen dieser Zeit: Rationalismus (vor allem Philosophia Leibnitio-Wolffiana), und Irrationalismus (in der Reihe der Glaubensphilosophie). Die scheinbar so unmittelbar auf einem Prinzip aufgebaute Aufklarungskultur bietet bei naherer Betrachtung ein recht verwickeltes Bild. Das Wort "Individualismus" z.B. verstehen wir zweideutig. Erstens verstehen wir unter diesem Wort, negativ betrachtet, die Losung von der Hierarchie: die Emanzipierung der diesseitigen, souveranen Vernunft (die Lehre vom ewigen Logos); zweitens, positiv betrachtet, dejenigen, der die mystischen, pietistischen Uberlieferungen in der Sentimentalitat sakularisiert. Und die soziologische Betrachtung dieser Dualitat zeigt, dass der rationale Individualismus sich in Deutschland in der Politik des absoluten Staates, in Verbindung mit dem mittelalterlichen Logismus entwickelte, und dass der irrationale als die Lebensform des emporkommenden burgerlichen Standes aufwuchs, der noch nicht das Bewusstsein seiner Kraft erreichte. Um diese Lage zu erklaren, habe ich hier den Umriss der Geistesgeschichte seit der Reformation und den Entstehungspronzess des Absolutismus und der preussischen burgerlichen Gesellschaft kurz gefasst. Dann geht sogar das Thema zur Analyse des Intelligenz-Problem uber. Im allgemeinen tritt das Problematische der Intelligenz immer uns entgegen, wo eine Erschutterung der gesellschaftlichen und geistigen Einheitsstruktur stattgefunden hat und die einzelne Stellung zum tradierten Weltanschauungsbilde fraglich geworden ist. Nun wird die Intelligenz dieser Zeitalter in zwei Typen unterschieden: die hofische und die burgerliche oder die politische und die nichtpolitische. Aber der Mensch jedes Typus kann etwas Neues im Selbstbewusstsein seiner Krisis erschaffen. In der ersteren bestehen noch zwei Formen: 1) die rationale, autoritative Richtung und 2) die innere Uber-windung des Rationalismus bezweckende Richtung; und in den Letzteren 1) die anti-traditionale, zerstorende und 2) die sentimentale doch ausserlich konservative Richtung, die die zeitliche Empfindsamkeit als ein Komponent in die alten Formen aufgenommen und sie aufgehoben hat. Darum ist die Frage: wieviel die irrationalen Momente in der politischen rationalen Intelligenzen bestanden sind und wieviel der unwiderleglich Rationalismus der Aufklarung in der burgerlichen irrationalen Intelligenzen verwirklicht worden ist. Hier sind die Probleme solcher Art von den Denkweisen der einigen Denker behandelt, vor allem Leibniz' und Hamanns. Dennoch von Leibniz zu reden, schwachte sein Rationalismus, die Apologetik des Absolutismus seine Idee vom Individuum, und von Hamann, gehort er noch zu den typischen Ubergangserscheinungen, die das Neue in den alten Formen allein bringen konnen. Bei aller neuen Empfindsamkeit, ist er doch in der Form ein Reaktionar, aber sein Gedanke entfaltet sich und ist seit Herder aus dem christlichen Dogmatismus zu der Anschauung der geschichtlichen Welt gefuhrt worden. Und ich erklarte die Grundstruktur dieser Verhaltnisse aus der Zusammensetzung jener Gruppen und Schichten, zu denen solche Menschen gehorten, in Rucksicht auf die Verschiedenheit der Meinungen uber den Begriff der Freiheit und auf die bluhende Empfindsamkeit in der Mitte des 18. Jahrhunderts.
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