Plotins 39. Abhandlung (Enneade VI, 8) mit dem Titel "Die Spontaneitat and der Wille des Einen" ist in zwei Teile zerlegbar, deren erster (Kap. 1-6) von der Analyse unserer Freiheit ausgeht, die dann im zweiten Teil (Kap. 7-21) modifiziert auf die Analyse der Freiheit Gottes angewandt wird. Wir fragen allerdings mit Recht nach der Freiheit des Menschen, aber nicht nach der Gottes, da ihm ein hOherer Zustand als die Freiheit zugestanden werden soil. Trotzdem wagt Plotin auszusagen, daB Gott frei sei, weil sein Disputant in einer verwegenen Rede (7.11) Gottes Freiheit sowohl hinsichtlich seiner Natur als auch seiner Wirksamkeit leugnet. Das machtigste Argument dieser verwegenen Rede ist, daB die Wirksamkeit, die gemaB der Natur verwirklicht ist, durch die Natur determiniert sein muB. Dagegen versucht Plotin, Gottes Freiheit zu verteidigen, indem er m. E. folgende verschiedene Ebenen der Gottesformulierung entwirft: Ebene (I)-Gott hat weder Wirksamkeit noch Natur; Ebene (II)-Er hat Wirksamkeit, aber hat keine Natur; Ebene(III)-Seine Wirksamkeit determiniert seine Natur, was Plotin Gottes Selbstschopfung nennt. Davon unterscheide ich andererseits die Redeweise seines Opponenten, daB Gottes Natur seine Wirksamkeit bestimme, indem ich solche Formulierung als Ebene(IV) bezeichne.
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