Aus der Uberzeugung, dass Plotin in der sogenannten Lehre der gottlichen Namen einen epochalen Sprung machte, betrachte ich die von Plotin in den Enneaden benutzten verschiedenartigen gottlichen Attribute. Im ersten Kapitel dieses Aufsatzes werden Aussagen uber Gott funf Typen zugeordnet; (P) positive, (N) negative, (K) kausale, (E) eminenterweise transzendente, und (L) logisch selbstbeziehende Formulierungen. Im zweiten Kapitel werden diese funf Ausdrucksgruppen gleichsam miteinander verwoben. (P) wird durch (N) zu (E) gelautert. (K) impliziert (N) und (P), jedoch (E) und (K) sind nicht gleichwertig. (E) konnte (K), aber auch (L) sein. (L) ist Grund von (K). Infolgedessen stellt sich heraus, dass, Gruppe (E) als noch nicht differenzierte sowohl (K) als auch (L) in sich schliesst. Ubrigens wird in den Enneaden trotz des Uberflusses an gottlichen Namen die Behauptung wiederholt, dass jener Gott total unaussprechlich und unbenennbar sei. Daraus folgt die Frage: wie lasst sich dieser Wiederspruch auflosen ? Wir benennen Gott nicht, weil er dadurch vollkommen ans Licht gezogen werden kann, sondern um selbst mittels Namen als Symbol zu Gott hin zu streben, wahrend wir uns der Grenze unserer Ausdrucksfahigkeit in Hinsicht auf ihn bewusst sind. Hierin besteht die Notwendigkeit, die Lehre der gottlichen Namen zur Tugendlehre umzugestalten und hieraus erklart sich, dass Gottesnamen erst recht fungieren, wenn sie uns auf dem Weg der imitatio Dei antreiben.
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