Mannheim habilitierte sich im Dezember 1925 an der Universitat Heidelberg mit seiner Schrift Altkonservatismus : Ein Beitrag zur Soziologie des Wissens. Aber fur seine Habilitationsschrift halt man meistens seinen Aufsats : Das konservative Denken (1927) in Archiv fur Sozialwissenschaft und Sozialpolitik und leider ist die Originalschrift Altkonservatismus nahezu unbeachtet geblieben. Natulich ist Altkonservatismus eine empirisch-historische Untersuchung, in der Mannheim das konservative Denken in der ersten Halfte des 19. Jahrhunderts in Deutschland wissenssoziologisch interpretiert. Anderseits aber soll betont werden, dass Altkonservatismus zugleich eine Selbstreflexion ist, die sich die der Wissenssoziologie zugrunde liegende politisch-ideologische Unterlage historisch klarmacht. Das kann in Mannheims Darstellung von den konservativen Denkern, insbesondere A. Muller, Savigny, am klarsten gesehen werden. Unter Berucksichtigung von dieser Selbstreflexion als einem eigenartigen Zug der Originalschrift versuche ich, im vorliegenden Aufsatz, drei wichitige Aspekte der Originalschrift zu untersuchen, d.h. Mannheims methodologische Fragestellung als Selbstreflexion (Kap. II), den hermeneutischen Charakter der Mannheimschen Analyse (Kap. III) und seine historischsoziologische Darstellung der konservativen Denker als ein Ergebnis der Selbstreflexion (Kap. IV).