1. Nach dem Plane Hegels sollte sein Werk-"Der -Geist des, Christentums und sein Schicksal"-mit der Geschichte der judischen Religiositat beginnen, denn die Darstellung des Christentums bedurftezu ihrer Begrundung den Gegensatz desselben zum judischen Gesetz. 2. Von Abraham fuhrt die judische Geschichte zu einer weiteren Stufe der Religiositat in der Gesetzgebung des Moses. Es wachst die Entfremdung von den Menschen wie von der Natur, die Armut des Lebens, die Hilflosigkeit inmitten der Gewalten, die das Volk umgeben, und so muss zugleich das Bedurfnis der Erganzung eine gesteigerte Energie der Transzendenz und Macht des Gottes hervorbringen. 3. Die Griechen leben, nach Hegel, im Bewusstsein des gottlichen. Gehaltes der Natur und des Staates, und so herrschen bei ihnen Schonheit, Leben, Liebe und Gluck. Durch das Leben der Juden. geht unendliche Trennung und Entgegensetzung, Passivitat der Masse,. Ungluck. Hegel zeigt wieder, wie aus diesem Zustand die judische Religiositat und ihr Gegensatz gegen die griechische herauswachst. 4. Hegel erfindet im Christentum die neue Sittlichkeit. Erstensist die der Gesinnung, d. h. die Geneigtheit so zu handeln. Neigung ist in sich gegrundet, hat ihr idealisches Objekt in sich selbst, nicht in einem Fremden. 5. Zweitens aus der ruhenden Gesinnung erhebt sich ein Streben, die isolierten Akte zu vervielfaltigen ; es entsteht das Bedurfnis eines Ganzen der Vereinigung : die Liebe. 6. Es braucht noch ein Letztes. Bei der lebendigsten Vereinigung des Menschen ist immer noch Trennung. Dies ist das Gesetz der Menschheit. Aber die schone Religion lebt in dem Ideal, das vollig vereinigt. Die religiose Handlung, das Geistigste, das Schonste, strebt auch die durch die Entwicklung notwendigen Trennungen noch zu vereinigen und stellt die Vereinigung im Ideal als vollig seiend, der Wirklichkeit nicht mehr entgegengesetzt dar. So geht uber die Liebe als Lebenszustand hinaus das religiose Bewusstsein vom Zusammenhang alles Lebens in der Liebe.
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