(1) Die Begriffsbestimmung der Luge. Die Luge ist schon von dem griechisch-romischen Zeitalter an bis heute unter verschiedenen Gesichtspunkten betrachtet werden. Hier soll die Luge hauptsachlich psychologisch betrachtet werden. Nach Otto Lipmanns Begriffsbestimmung versuche ich die Luge als eine willensmassige Erfolghandlung zu definieren. Willensmassige Erfolghandlungen sind solche Handlungen, bei denen sich zwischen die Zielvorstellung und ihre Realisation irgendwelche hemmende Zwischenglieder einschieben. Daher ist es das wesentliche Merkmal, dass der Aussagende sich bewusst uber irgendwelche Hemmungen hinwegsetzt, unter der Gesichtsmaske etwas ausspricht, um ein bestimmtes von ihm vorgestelltes Ziel zu erreichen. Anderenfalls handelt es sich eben nicht um Luge, sondern um Irrtum im allgemeinen. (2) Stellung der Fragen. Da die Luge eine soziale Erscheinung ist, sei sie mit der Formel Shoarr;S (S=Subjekt) umschrieben. Die erste Frage ist nun, wie sich die Luge darstellt, je nach der Phase, wenn man die Luge in soziale, asoziale und antisoziale Luge einteilt. Dann mochte ich die weitere Frage stellen, ob die Luge von den Beziehungsformen zwischen dem Aussagenden und den anderen Personen, d. i. von Gemeinschaft oder Gesellschaft beeinflusst wird oder nicht, und die ob der Mensch je nach den Situationen einmal luge, einmal nicht, oder die ob bestimmte Menschen immer, lugen, andere dagegen nie lugen, also von den Situationen nicht dazu bewegt werden. Die zweite Frage wird zu der weiteren Frage fuhren, wie diese Art von Personlichkeiten denn beschaffen seien. Nunmehr mochte ich auf Grund des Materials auf diese Fragen Schritt fur Schritt antworten.
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