Jede Sprache hat ihren eigenen Rhythmus und ihre eigene Aussprache. Beim Erwerb einer Fremdsprache ist es daher wichtig, dass man sich nicht nur auf die Aussprache einzelner Wörter konzentriert, sondern mindestens genauso stark auf den Rhythmus der Sätze achtet.
Dieser Beitrag berichtet über einen „experimentellen Unterricht", der im Sommer 2007 am Hiyoshi-Campus der Keio-Universität stattfand. 8 TeilnehmerInnen beschäftigten sich 5 Tage lang jeweils 90 Minuten mit dem Gedicht „Erlkönig" von J.W. von Goethe, wobei sie hauptsächlich mit dem Erleben und Erlernen von Rhythmus durch Körperbewegung konfrontiert wurden. Es wurde untersucht, wie sich die Vortragsweise der TeilnehmerInnen vor und nach diesem Unterricht verändert hat.
Zur Ausführung der Untersuchung wurden Tonaufnahmen benutzt mit zwei von den TeilnehmerInnen am Anfang vor dem Unterricht und am Ende nach dem Unterricht vorgelesenen Texten (das behandelte Gedicht und ein kurzes Prosastück). Die Untersuchungskriterien waren die Sprachgeschwindigkeit, die Anzahl der Akzente und der Gesamteindruck / Natürlichkeit der Aussprache, wobei diese von 5 MuttersprachlerInnen bewertet wurden.
Die Analyse der Bewertung zeigt, dass die Sprachgeschwindigkeit an sich die Natürlichkeit der Aussprache nicht entscheidend beeinträchtigt. Ausschlaggebend ist viel mehr die gleichmäßige Vortragsweise. Die Anzahl der unnötigen Akzente und Vokale, die bei den Aufnahmen vor dem Unterricht auffallend waren, waren nach dem Unterricht relativ reduziert. Die deutsche Sprache hat rhythmische Einheiten, d.h. wenn man unnötige Laute hinzufügt, kann man sie nicht realisieren. Man kann also behaupten, dass die TeilnehmerInnen diese Fähigkeit erlernt haben, indem sie nur auf die rhythmische Aussprache geachtet haben. Weil sie diese sprachlichen Eigenschaften erleben und wiedergeben konnten, war die Bewertung nach dem Unterricht besser als vor dem Unterricht, und weil sie auch selbst das Gefühl hatten, diese Fähigkeit erworben zu haben, war die Zufriedenheit mit diesem Unterricht groß.
Es ist zu vermuten, dass diese Art von Aussprachetraining die Möglichkeit hat, den Lernenden zum Sprechen zu ermutigen und die Sprech-Motivation zu steigern.
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