Der Titel der Enneade VI, 6 ist: "Von den Zahlen". Es handelt sich darin nicht um die gewohnliche Zahl, sondern um die sogenannte Ideenzahl, die in der intelligiblen Welt zu finden ist. Im Kapitel 4 werden drei Hypothesen daruber nacheinander aufgefuhrt, wie sich die Zahlen und die anderen Ideen zueinander verhalten: (I) Die Zahlen sind abhangig von den Ideen, und bestehen nur in unserem Gedanken, oder (II) Sie sind abhangig von den Ideen, aber sind real, oder (III) Sie sind real, und unabhangig von den Ideen. Indem im Kap. 5 (I) und (II) widerlegt werden, erweist sich (III) als Plotins Position. Als Konsequenz der Kap. 6 und 7 werden die Ideen im Kap. 8 in drei Phasen, d.h. in "das Seiende", "den Geist" und "das Lebewesen an sich" aufgeteilt. Und daraus ergibt sich die Frage: In welcher Phase bestehen zum ersten Mal die Zahlen als das Vielheit erzeugende Prinzip? Weil viele Bestandteile sowohl im Geist als auch im Lebewesen schon das Erzeugnis der Zahlen sind, mussen die Zahlen als Vielheit Erzeugende in das Seiende hingestellt werden. Nun bleibt nur ubrig, die Beziehung zwischen dem Seienden und den Zahlen zu untersuchen. Die Zahlen sind nach Kap. 9 die Kraft des Seienden selbst, die es zerteilt, so dass Ideen werden. In den Kap. 10, 11 und 16 wird dieser Prozess vom Seienden zu den Ideen in zwei Stufen ausgefuhrt : (1) Viele Einser wachen im Seienden gleichsam auf, und bieten sozusagen den Raum fur die Ideen, die sich auf ihnen griinden sollen; (2) Einige Einser vereinen sich miteinander auf ihre Einheit hin, die dann an die Ideen angepasst wird. Die intelligiblen Zahlen sind schliesslich die Kraft des Seienden, die einerseits als Viele-Einser die Absonderung der Ideen voneinander, und anderseits als Ein-Vieles Verknupfung der Ideen miteinander gewahrleistet.
|