Kants Lehre vom hOchsten Gut wurde nicht erst in der kritischen Epoche geboren, sondern wahrend seines ganzen Lebens immer wieder umgeformt und ist allmahlich gereift. Diese Lehre charakterisiert die Kantische Ethik im Ganzen. Kant begri_indet den Begriff des hOchsten Gutes in der Struktur des verniinftigen (od. sittlichen), aber zugleich endlichen Willens. Aus diesem Grunde enthalt dieser Begriff nicht nur die Tugend als das formale Element, sondern auch die Gliickseligkeit als das materiale. Diese Begriindung ist aber doch vielfach kritisiert worden. Der Grund daftir ist klar. Kant nimmt das hOchste Gut als Objekt und zugleich Bestimmungsgrund des sittlichen Willens an. Na.ch der Kantischen Grundlegung des moralischen Prinzips mul3 aber doch die Formalitat des Sittengesetzes der einzige sittliche Bestimmungsgrund sein. Deshalb sieht man oft einen Widerspruch in der Verbindung des formalen Gesetes mit dem hOchsten Gut in der Kantischen Ethik. Der Verfasser des vorliegenden Aufsatzes versucht dieses Problem im Entwicklungsgang der Kantischen Moralphilosophie zu ertirtern. Dieser Aufsats wird in drei Teile abgeteilt : 1. Der EinfluB der christlichen Tradition auf den Kantischen Begriff vom hOchsten Gut 2. Uber den Begriff vom Ideal des hochsten. Gutes in der Kritik der reinen Vernunft 3. Uber den Begriff vom hOchsten Gut als dem Gegenstand des Interesses der praktischen Vernunft in der Kritik der praktischen Vernunft