Elsbeth Binzenstock (?), die Gattin des Hans Holbein d. J., war die Witwe eines Lohgerbers und verheiratete sich wieder vermutlich im Jahre 1520, als sie etwa 26 Jahre alt war, mit dem vier Jahre jungeren Maler, der 1519 in Basel die Meisterschaft erworben hatte. Seit Herbst 1526 befand sich Holbein auf einer Reise in die Niederlande und nach England und war August 1528 in Basel zurtick. Bald nach seiner Ruckkehr aus England malte er das Bildnis seiner Frau mit den beiden Kindern, die lange ohne Vater gelebt hatten. Immer wieder wurde darauf hingewiesen, dass das Motiv des Familienbildes von einem italienischen Marienbild angeregt wurde, das Holbein irgendwo in Oberitalien, in den Niederlanden oder in Frankreich gesehen haben soil. Die Mutter sitzt leicht nach rechts gerichtet und halt die kleine Tochter Katharina (geb. 1526) auf dem Schoss. Der Sohn Philipp (geb. 1521), der nur von den Schultern an sichtbar ist und auf dessen rechte Schulter die Mutter ihre rechte Hand legt, ist in der strengen Profilansicht gesehen ; sein Blick ist nach rechts oben gerichtet. Die Mutter war damals wohl erst 34 Jahre alt, aber durch Kummer und Sorgen fruh gealtert. Der Kiinstler sah nicht ohne Mitgefuhl diese untrostliche Frau und Mutter. Im Sommer 1532 ging er nach London zuruck, wohin er infolge der Flucht der Mazene vor Reformationswirren in Basel und des dadurch verursachten Ruchgangs der kunstlerischen Auftrage ubersiedelte. Seit 1536 diente Holbein am Hof Heinrichs VIII. und schuf im Auftrag des Konigs die Bildnisse der Koniginnen. Diese reprasentativen Bildnisse lassen uns unter der harten Erfassung der ausseren Ziige und der Personlichkeiten der Modelle die warme Empfindung fuhlen, die Holbein an dem Bildnis der eigenen Gattin aus dem Jahre 1528/29 erlebt hatte.
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