1) Goethe als einer der grossen Erzieher der Menschheit gehort der Weltgeschichte an. Die Kultur, die er abgesetzt, die versittlichende und veredelnde Wirkung, welche er in seiner Eigenschaft als Dichter und Mensch auf Mit- und Nachwelt ausgeubt hat, seine Stellung unter den Lehrern der Menschheit im grossen Stil eine Uberragende. 2) Goethe zeichnet uns nur harmonische oder komplette Menschen oder verwirklicht in seiner eigenen Person, was sonst fur die Padagogik nur Forderung und allzuhoch stehendes Ideal bleibt. 3) Ich versuche, die Ergebnisse des padagogischen Nachdenkens aus seinen mundlichen und schriftlichen Ausserungen in eine zusammenhangende Form zu bringen und ihren wissenschaftlichen Wert festzustellen. 4) Auf welche Weise gelangen wir zu unserem Ziele, wahlen wir den analytischen Weg, versuchen wir die uber das ganze Gebiet zerstreuten Gedankenperlen aneinander zu reihen und planmassig zusammenzustellen, woraus dann das Urteil abzuziehen ware, oder suchen wir auf synthetischem Weg Goethes Auffassung der Erziehung als eine Folge seiner philosophischen Weltanschauung klar zu legen? Keine von beiden scheint nach allen Richtungen hin zweckdienlich. Ich glaube, es gilt, einen Mittelweg zu vereinigen. Wir verfahren synthetisch in der Entwicklung des Goetheschen Erziehungsbegriffes, analytisch in der Darlegung der eigentlichen Padagogik. Und dabei mussen wir uns bestreben, Zusammengehoriges unter Wahrung der zeitlichen Ordnung so zu gruppieren, dass daraus auch der Entwicklungsgang, welchen Goethe in seinen Ansichten uber Erziehung gegangen ist, moglichst wie so hervorzutreten.
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