Um die Mitte des siebenten Jahrhunderts v. Chr. entstanden die ersten griechischen Steinbilder in grosser Format und unter ihnen traten die Statuen der nackten stehenden Junglinge hervor, die man ' Kouroi' oder 'Apollons' nennt. Diese Junglingsbilder, deren Handerte noch heute geblieben sind, waren lange bis zum fruh funften Jahrhundert v. Chr. ais Votiv- und Grabfiguren geschaffen. Die Junglingsbilder halten eine bestimmte Form, die durch anderthalb Jahrhunderte dieselbe bleibt: Die Junglinge stehen aufrecht mit dem vorgesetzten linken Bein, die Korper uud die Haupter ohne Drehung und Neigung geradeaus richtend. Aber die Junglingsbilder wirken nicht als abstrakte Schemen, sondern sie erscheinen bei ausserster Unbewegtheit von innerer lebendiger Bewegtheit erfullt und im Gegensatz zur Starrheit der agyptischen Bildwerke stehend; die beiden sehen ausserlich ahnlich aus, aber sind im Wesentlichen voneinander unterschieden. Bei den Junglingsbildern ist die lebensfrohe Stimmung der archaischen Zeit in der Haltung ebenso wie in den Gesichtszugen ausgedruckt. Sie sind athletisch-jugendlich im besonderen griechischen Sinn, und in der archaischen Zeit sind sie als Idealbild der Menschheit bei den Griechen zu gelten. Von Jahrzehnt zu Jahrzehnt entwickelten sich die Junglingsbilder in den verschiedenen Phasen, und bei den Bildern der letzten Entwicklungsstufe war eine der grossten Leistungen der klassischen Kunst, das heisst der Kontrapost der Korperhaltung, schon im Keime enthalten.
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