Indem ich Husserls unmittelbare Darstellungen uber Kant in der Husserliana Bd. VI u. VII, insbesondere in den Beilagen des Bd. VII ausnehme, intendiere ich wenige Leitfaden zu gewinnen, um uber die Beziehung zwischen Husserl und Kant naher zu studieren. Husserl versucht erst zu zeigen, dass hinsichtlich des Problems uber die Moglichkeit der synthetischen Urteile a priori, Kant in die Irrtumer der Formalismus und Anthropologismus gefallen ist. Kant schopft den Grund jener Moglichkeit von der Gesetzmassigkeit der Formen der Sinnlichkeit und des Verstandes als des menschlichen Vermogens aus. Aber das beweist nicht die Wesens-Notwendigkeit der Urteile, sondern nur die psychologische Konstitution des Menschen, also die tatsachliche Notwendigkeit. Damit fallt Kant in den Relativismus und Skeptismus, ebenso wie Hume. Dann verwendet er seinen Blick zu Methodologie, und versucht zu zeigen, dass es gibt zwei Ursprunge der Erkenntnis, namlich logische und phanomenologische, und dass wir in der transzendentale Phanomenologie bis auf den letzteren zuruckkehren mussen. Um dort zu erreichen, mussen wir uns erst von dem empirischfaktischen Gesichtspunkte und dann auch von dem empirisch-transzendentalen enthalten. Denn beide sind noch naturlich. Dagegen muss der phanomenologische Gesichtspunkt echt transzendental sein. Dafur mussen wir die phanomenologische (transzendentale) Reduktion uben. "Transzendtal" besagt, von der "Aufklarung" der Moglichkeit der objektiv gultigen Erkenntnis zu handeln. Insofern ist die transzendentale Phanomenologie mit Kants Transzendentalphilosophie einig. Jedoch ist diese Einigung nur oberflachlich. Denn in Kants Theorie verwirklicht sich nicht genug die phanomenologische Reduktion, also auch nicht das Problem der Intentionalitat. Nur dass die transzendentale Deduktion in Kants K. d. r. V. I. Aufl. es andeutet, wenn auch verworren. Summarisch zeigt Husserl die guten und schlechten Grundzuge in Kants Philosophie. Einmal als schlecht; 1. Kant fordert den absoluten Boden. Doch hat er zwei Voraussetzungen: Anthropologismus und Naturwissenschaft. Also verdient er nicht seine Forderung. 2. Durch die dogmatischen Voraussetzungen fallt er in den Psychologismus. 3. Also ubersieht er die wahre Bedeutung des Apriori. Zum andern als gut; 1. Kants Philosophie ist besser als er selbst weisst, weil sie gewaltige Entdeckungen und echte Einsichten in sich beschliesst. 2. Eine von ihnen liegt in der Gliederung des Werkes, in seiner Scheidung von Asthetik, Analytik und Dialektik. 3. Entdeckung der Intentionalitat und Synthesis, wenn auch nicht genug. Sofern Kant als erster schliesslich die groberen Strukturen erschaut, bildet er ein Ubergangsglied zu der neuen Phanomenologie.
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