Das Kunstwerk halt in sich den geistigen Gehalt, da es das Geschaffene des Menschen ist, aber es entsteht nur durch das sinnliche Medium und so hat es die materielle Seite; d.i. es gehort zu dem "objektivierten Geist". Der Grundsatz der Objektivierung in diesem Sinne ist die Zweischichtigkeit: der geistige Gehalt ist erhalten, insofern er von der Materie getragen wird, und der so erhaltene, geistige Gehalt bedarf stets der Gegenleistung des kunstlerisch auffassenden Subjekts. Denn er ist nicht "an sich" in der Materie, sondern nur "fur uns", die Beschauer. Fur das Kunstwerk bedeutet die Uberlieferung solches geistigen Gutes das Schaffen, und das Wiedererkennen der Beschauer den Genuss. Ausser beiden Bedingungen des Schaffens und des Werkes muss der Genuss als die dritte hinzukommen, so dass das Kunstwerk fur uns erst gegenwartig sein wird. Nun ist die Beschreibung der Kunstgeschichte meistens nicht anders als die der Schaffensgeschichte, wahrend die Kunstgeschichte der Beurteilung oder der wurdigung des Werkes sehr selten ist. Nach meiner Meinung soll die Gesamtheit der Kunstgeschichte erst durch die Retrachtung dieser Seite vollendet werden. Hier habe ich die Genussgeshichte der Kunst Raffaels von der Renaissancezeit bis zum Zeitalter der Romantik entwickelt.
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